Buchcover "Neun Fremde" von Liane Moriarty, Diana Verlag
„Neun Fremde“ von Liane Moriarty, Diana Verlag

Die erste Staffel der „Big little lies“-Serie habe ich während eines Fluges von New York nach München geschaut – nonstop. Die Inszenierung der perfekten Welt kalifornischer Super-Moms, die nach und nach Risse bekommt und differenziert düstere Seiten aufdeckt, hat mich sehr fasziniert. Als nun der Roman „Neun Fremde“ im Diana Verlag als neuestes Werk der „Big little lies“-Autorin Liane Moriarty angeteasert wird, greife ich sofort zu.

Bingereading garantiert

Unverzüglich ist man mitten in der Szenerie des Wellness-Resorts Tranquillum House: Hier finden sich nach und nach neun Gäste ein, die aus unterschiedlichen Gründen eine Art Detoxkur als „lifechanging experience“ gebucht haben. Ich lerne die Protagonisten in jeweils aus ihrer Perspektive erzählten Kapiteln kennen, die schmissigen Formulierungen fesseln mich über Stunden im Lesesessel. Optimierungswahnsinn, Esoterikhörigkeit, Instagramsucht und Wechseljahresbeschwerden – hier werden sämtliche Zivilisationsauffälligkeiten in einen turbulenten Handlungsstrang verwoben.Unwillkürlich überlege ich mir die passenden Darsteller für eine Verfilmung des Stoffes, dessen Rechte sich Reese Witherspoon garantiert längst gesichert hat. Eine hochkarätige Starbesetzung wie bei „big little lies“ sollte es schon sein, denn im letzten Drittel des Romans schleicht sich bei mir eine leichte Übersättigung ein. Die Story schraubt sich zu einem absurden Finale hoch, wie ich es sonst nur aus Fay Weldon-Büchern kenne. Dementsprechend fällt auch mein Fazit aus: Dies ist keine nachhaltige Literatur, jedoch gute Unterhaltung und als vergnügliche Pool-Lektüre für einen Wellness-Trip durchaus zu empfehlen! Der Titel kann nach dem Lesegenuss allerdings getrost in der Bibliothek des Resorts verbleiben, in meinem „Best of“-Bücherregal erhält er jedenfalls keine Aufenthaltsgenehmigung…