Als mir eine Bekannte vor einem halben Jahr begeistert von dem Restaurant „Der erdbeerfressende Drache“ in Ottensen erzählt, setze ich es augenblicklich auf meine wishlist. Dass asiatisch angehauchte Fusion-Küche im Programm steht, ist schon mal prima. Ausschlaggebend für meine Neugier ist jedoch die mutige Namensgebung, ich bin gleich on fire und will einen Tisch reservieren – Fehlanzeige. Das Restaurant arbeitet ausschließlich nach dem „Walk in“- Prinzip. Daher fällt es für einen Gruppenbesuch schon mal aus, das ist mir dann doch zu unsicher. (Nachtrag: Inzwischen ist es in Ausnahmefällen möglich, eine Gruppenreservierung zu tätigen!) Aber ich erfahre bei der Recherche, dass der Betreiber des Drachen der Spitzenkoch Thorsten Gillert ist, den ich seit einem Besuch seines grandiosen „artisan“ auf der Schanze in bester Erinnerung habe. Das ist allerdings mindestens 15 Jahre her und ich freue mich nun noch einmal extra, sein neues „Drachen-Konzept“ kennen zu lernen.
Ein Glücksfall im Oktober
Spontan versuchen wir es dann an einem Donnerstag Abend zur besten Ausgeh-Zeit um kurz vor acht. Und haben Glück! Wir treten durch die unscheinbare Tür und werden auf herzlichste begrüsst, müssen ganz kurz warten und bekommen zwei nebeneinanderliegende Plätze am großen „Community“-Hochtisch im vorderen Teil des kleinen Restaurant mit hübschem, leisen Interior Design. Rasch werden die Plätze eingedeckt, unsere Papiersets mit einem Drachenmotiv gestempelt, ein unglaublich niedliches Detail, und dann beginnen wir mit dem Studium der Karte. Schon die Cocktails klingen so interessant, dass wir unterschiedliche Aperitive wählen.. und uns beim „cross-drinking“ kaum entscheiden können, ob der Whiskybasierte oder der Wodkamix den Geschmacksvergleich gewinnt, beide sind unglaublich fein kreiert.
Die Karte beinhaltet, neben dem Überraschungsmenü Omakase, kleine, als Komponenten-Duett beschriebene Gerichte. Empfohlen werden pro Gast ca. zwei bis drei Speisen, die auch gerne geteilt werden dürfen. Es schmeckt sensationell. Die Zutaten sind absolut erstklassig und perfekt zubereitet. Besonders begeistert mich die Kreation des mit Stör-Kaviar dekorierten Lachs auf feinem Sauerkraut-Bett mit Quittenschaum. Als ich auf Nachfrage der charmanten Waitress erwähne, der Lachs sei für meinen Geschmack einen Hauch zu weich, kehrt sie prompt mit einem Kommentar aus der Küche zurück, der mir die Zubereitungsart erklärt und den Grund der Konsistenz liefert. Grandios!
Bitte mehr davon!
Natürlich möchten wir nun auch ein Dessert probieren und wählen die Kombination Birne – Kaffee. Und wieder wird uns lächelnd eine kreative, köstliche Überraschung präsentiert. Bevor wir uns glücklich und verzaubert auf den Heimweg machen, möchten wir der Barfrau ein Kompliment für ihre Cocktails schenken. Wir finden die Bar als kleinen cosy place im hinteren Teil des Lokals und beschließen sofort: Den nächsten Ausflug in die Wunderkammer des erdbeerfressenden Drachens starten wir hier – und zwar ganz bald!
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