Die Ankunft im Hafenstädtchen Capestang ist schon wieder so ein Miniaturroman, herrlicher geht’s kaum. Freundlich werden wir in der Capitainerie eingewiesen, dann schlendern wir über die malerische Brücke in den kleinen Ort und finden uns in einer Kulisse wieder, als käme gleich Louis de Funès um die Ecke. Der Marktplatz ist an diesem Samstagabend belebt, eine Band macht ihren Soundcheck, wir studieren die unterschiedlichen Charaktere von Kellnern, Familien, Lokalmatadoren. Ich besichtige die wunderschöne gotische Kirche Collegiàle St. Etienne und verharre nachdenklich an der Gedenktafel, die besagt, dass im Juni 1944 genau 179 Männer des Dorfes von Mitgliedern der SS verschleppt wurden. Die alte Dame, die sorgsam den Kirchenraum putzt, fragt mich nach meiner Herkunft…und ich achte noch mehr als sonst darauf, keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Wir haben uns zum Abendessen ein besonders hübsches Gartenlokal ausgesucht und verbringen wunderbare Stunden im „Table du Vigneron“, bevor wir uns unter das Konzertpublikum auf dem Marktplatz mischen. An diesem Abend sind wir Teil einer Dorfgemeinschaft, lauschen den ziemlich schrägen 80s-Covers der Band und sind einfach dankbar für den Moment.
Seite 5 von 7
Den schrabbeligen Ankerplatz bei Agde verlassen wir frühmorgens und ohne Wehmut, Dusche oder Frühstück. Das Städtchen schafft es definitiv nicht auf meine Favoritenliste. In friedlicher Morgenstimmung gleiten wir den Kanal entlang und ich stelle wieder einmal fest, dass das „Wasserglotzen“ etwas absolut Meditatives hat. Gepaart mit kleinen Handgriffen – Bimini runter, Bimini rauf- stellt sich schnell wieder die totale Entspannung ein.
Nach einigen Stunden erwartet uns das nächste Schleusenmanöver und schon ist es vorbei mit meiner Gelassenheit. Verflixt noch mal, mit den Tauen zu hantieren ist echt nicht einfach, immer wieder misslingt das Festmachen, hektisch registriere ich die kritischen Blicke des Schleusenwärters, und was hat mir der Liebste gerade Unverständliches zugerufen? O je, und gerade, als mit großem Hallo das Boot der netten Schweizer zu uns stößt, knallt erneut der große, provisorisch festgeknotete Fender vom Bug. Irgendwie bewältigen wir die Schleuse von Portignan dann doch und der Liebste nimmt mich in den Arm: “ Du weißt schon, dass wir uns hier die schwierigste Variante ausgesucht haben? Zu zweit ein relativ großes Boot hochzuschleusen?“ Richtig, abwärts sind die Manöver viel leichter, da man lediglich das Boot beim Herabsenken des Wasserspiegels kontrollieren muss. Diese Erkenntnis erstickt den aufkommenden Stress sofort, zumal wir uns noch ein paar Kommandos überlegen, um in der Schleuse schneller kommunizieren zu können. Und als die Schweizer unser Boot passieren, steht der Liebste mit dem blauen Kugelmonster am Heck und erntet vergnügte Antworten auf sein keckes Angebot: „Na, wollen Sie vielleicht einen Fender kaufen?“
In heiterer Stimmung erreichen wir – natürlich nach einer Schleusenpassage – die Stadt Beziers und werden in der Capitainerie herzlich empfangen. Frisch geduscht schwingen wir uns zu einer großen Erkundungstour auf die Räder. Die Stadt bietet allerlei Sehenswertes, wir begeistern uns für die romanische Kathedrale St. Nazaire mit dem anliegenden Klostergarten, von dem man eine wunderbare Aussicht auf das Tal und die Brückenlandschaft hat. Natürlich locken uns die einzigartigen Neun Schleusen von Fonseranes. Das Highlight des Canal du Midi steht morgen auf unserer Route und wir studieren genau, mit welchen Handgriffen der Besatzung ein riesiges Aussichtsboot die Wassertreppe meistert. Zurück von einem modern- raffinierten Dinner im hübschen „L’Attable(é) de Axel D.“ nehmen wir einen Absacker auf dem Vorderdeck und freuen uns, schon etwas aufgeregt, auf die Herausforderung des nächsten Tages.
Und es geht früh los. Zunächst überqueren wir auf der Kanalbrücke den Fluss L’Orb, ein einzigartiges Gefühl! Und dann sind wir auch schon an den Schleusen.. Nach einer Stunde schweißtreibendem Hantieren ist das gesamte Höhenunterschied von 21 Metern überwunden, alles verlief easy, wir hatten richtig Spaß bei unserem grandiosen Teamwork. Glücklich klatschen wir uns ab – hey, das ist der Durchbruch!
Nachmittags erreichen wir entspannt das hübsche Örtchen Capestang. “ Le voyage erst la plus belle destination“- Heute habe ich den Slogan unseres Vermieters Locaboat voll verinnerlicht.
Der perfekte Urlaub ist doch ganz einfach – der richtige Mix aus Abenteuer und Komfort, und schon stellt sich das gewünschte Reisefeeling ein. Klar – ist bei Vielen so. Nur, was ist der richtige Mix? Als mich der Liebste mit dem Plan überrascht, knapp zwei Wochen auf einem Hausboot auf dem Canal du Midi zu verbringen, habe ich zugegebenermaßen einige Bedenken, ein Hausbooturlaub sei doch sehr mit einer Reise im Wohnmobil vergleichbar – und das ist nun wirklich nicht mein Ding. Die hübschen Landschaftsbilder und das zu erwartende französische Savoir-vivre locken mich jedoch sehr, und schon starten wir eines seeeehr frühen Morgens in Hamburg Richtung Frankreich.
WeiterlesenWas bedeutet Anstand, wenn es um die Liebe geht? Der Klappentext bei „Ein anständiger Mensch“ von Jan Christophersen weist auf einen Konflikt hin, der eintrifft, wenn ein Teil des Paares mit dem Gedanken spielt, die einst vereinbarte Freiheit zum Seitensprung auszukosten. Die Geschichte liest sich flüssig wie ein gelungenes Drehbuch einer deutschen Filmproduktion à la „Das kleine Fernsehspiel“. Ich hatte sogar schon den Cast im Kopf und sah Matthias Brandt in der Rolle des erfolgreichen Autors, der auf einer dänischen Insel um die Loyalität seiner Frau, in meiner Vorstellung gespielt von Barbara Auer, bangt. Die selbstverliebte Verzweiflung des Protagonisten amüsierte mich schon sehr, bis die im zweiten Teil des Buches recht abrupt veränderte Szenerie zu einer weitaus existenzielleren Variante der Eingangsfrage führt. Eine eindeutige Antwort wird dem Leser verwehrt, und das hat mich letztendlich dazu gebracht, lange darüber nachzudenken, inwieweit Empathie und Moral als Koordinaten für mein Wertesystem gelten. Das hat mich nachhaltig für das Buch begeistert.
Für das erste morgendliche Fitness-Fleißkärtchen brauche ich weder ein Sportgerät noch einen Personal Trainer, nicht einmal ein geeignetes Outfit ist vonnöten… und in wenigen Minuten kann ich zufrieden in die Hände klatschen: „Erledigt“. Schön definierte Oberarme fand ich schon immer attraktiv. Früher genügte das „normale“ sportliche Leben und die alltägliche Hausarbeit, um auch im T-Shirt den (eigenen) kritischen Check zu bestehen.
Nach dem geschäftigen Sommerleben wird es für viele von uns wieder ruhiger, geordneter und – deutlich leerer. Semesteranfang, Ausbildungsbeginn, wenn sich ein Familienmitglied auf eigene Beine stellt, ist das auch für den Rest der Familie eine neue Situation. Ich selbst bin seit einigen Wochen Betroffene des „ Empty Nest“-Syndromes … und das auch noch als Mutter eines Einzelheinzchens. Eine Freundin, die ihren Ältesten vor einigen Jahren ziehen liess, versicherte mir, es fühle sich in den ersten Monaten exakt wie Liebeskummer an. Das konnte ich nicht so recht nachvollziehen.
WeiterlesenNachdem es inzwischen ein Leichtes ist, Hamburg per Mietrad, E-Roller, sogar in einer Seifenkiste zu entdecken, wird es mir zeitweise zu voll auf Hamburgs Straßen. Für eine echt entschleunigte Entdeckungstour empfehle ich daher eine Kanutour auf den innerstädtischen Alsterkanälen. Wir haben unser in die Jahre gekommenes, geliebtes Familienkanu „Oma Lehmann“ im Bootshaus Silwar liegend, dem ältesten, im Eppendorfer Haynspark gelegenen Hamburger Kanuverleih. Das familiengeführte Haus bietet eine große Auswahl unterschiedlicher Ruderboote, Kanus, Kajaks und Tretboote an, mit denen sich die kleinen, stillen Kanäle bestens erkunden lassen. Mein Tipp für eine gemütliche 2-Stunden-Tour: Wir paddeln rechts die alte Alster entlang, passieren das Winterhuder Fährhaus und biegen links ab in den Leinpfadkanal. Über den Rondeelteich gelangt man in den seerosen-geschmückten Rondeelteichkanal mit seinen wunderschönen Villengrundstücken und herrlichen Gärten. Bestens geeignet für kleine Picknickpausen und Lesestündchen in idyllischer Atmosphäre… Der Rondeelteichkanal mündet in die Außenalster, hier können wir eine sportlichere Runde drehen und einen Blick auf die City erhaschen, bevor wir unter der Krugkoppelbrücke hindurch linkerhand entlang des Leinpfades zurück zum Boothaus gleiten.
Die Woche der französischen Lebensart setzt sich während eines Kurztrips an den Rhein fort. Da wir schon gegen 14 Uhr im 25h-Hotel Das Tour einchecken, wird uns schnell eine Alternative für unser noch nicht bezugsfertiges Zimmer organisiert. Wir müssen pünktlich zu einer Trauung und brauchen einen Dressing Room und einen Snack. Pas des probleme, MADAME! Das Ausweichzimmer liegt im zweiten Stockwerk und besticht durch das 25h-typische Interiordesign. In dieser Dependance regiert das Motto “Vive la France!”. Die Deko des gesamten Hotels referiert auf das frankophile Konzept. Nicht nur im Interior, bemerken wir beim Betreten der Restaurantbar „The Paris Club“ im 17. Stock. Hier werden konsequent französische Produkte angeboten und stilvoll serviert. Nach einem schnellen, köstlichen Tatar et frites nehmen wir uns fest vor, später auf einen Night-Cup zurückzukommen. Das setzen wir in die Tat um, als wir nach einer wunderbaren Hochzeitsfeier mit ebenfalls im Hotel gastierenden Freunden die Karte studieren. Alle Drinks sind „gefrenchised“, so wird der klassische Gin Tonic mit Citadelle Old Tom und French Archibald Tonic serviert. Das gefällt uns allen sehr, als nicht ganz ausgewogen empfinden wir lediglich die Stimmung. Die Bar ist eine wunderschöne cineastische Kulisse, hier würden wir gerne französischer Lounge-Musik lauschen und uns unterhalten. Das ist leider kaum möglich, da Musik, Gäste und dementsprechend der Geräuschpegel wie in einem Düsseldorfer Szene-Club anmuten. Am nächsten Morgen lässt es sich der Liebste nicht nehmen, ein Bad in der freistehenden Badewanne auf dem Balkon zu genießen. Ein toller Platz in der Morgensonne, okay, hier wäre tatsächlich ein Zimmer in einer höheren Etage sogar noch schöner gewesen…. Im Restaurantbereich der 16. Etage erstrahlt „The Paris Club“ als Frühstücksraum in neuem Glanz. Und nun sind wir restlos begeistert – sich von charmanten Kellnern bei atemberaubender Aussicht auf Düsseldorf den Café creme servieren zu lassen, ist ein exzellenter Start in den Morgen. Die Krönung: Das Buffet wird nonstop mit köstlichen bretonischen Austern bestückt… für mich als absoluten Liebhaber dieser Delikatesse ein wahres Fest!
Heute habe ich mal in der eigenen Stadt im Hotel übernachtet und bin gleich auf eine hübsche Idee für´s Gästebad gestoßen: Im „Boutique-Ho(s)tel“ Superbude St. Pauli werden Ankerhaken an ein Tau geknotet und als Handtuchhalter zweckentfremdet – das werde ich schnellstens nachbasteln.
Ein Hotel in der eigenen Stadt auszuprobieren ist eigentlich immer eine gute Idee, um auch am Heimatort neue Wege zu gehen. Quasi mit eingebautem Perspektivwechsel… die Superbude im Schanzenviertel gibt sich lässig, jung, ist als Boutique-Ho(s)tel in mehreren Preiskategorien buchbar und macht einfach Spaß als Basis für einen Kurzurlaub auf dem Kiez! Witzige Designdetails, die ich als Inspiration mit nach Hause nehme (Ankerhaken als Handtuchhalter, klasse Idee fürs Gästebad!), wirklich angenehme Menschen an Rezeption und Bartresen, gutes Raumklima und Akustik – und das mittenmang im Ausgeh-Epizentrum. Einziges Manko ist der Teppichboden, uääh, das wünsche ich mir in keinem Hotel der Welt. Also.. Flipflops einpacken nicht vergessen!
Neueste Kommentare