Lifestyle, Liebe & Lektüre

Autor: angutentagen (Seite 2 von 7)

GURKE mit asiatischer Note

Gurkensalat mit Apfel und Koriander
  • 1 Salatgurke
  • 1/2 Apfel
  • 4 El Joghurt
  • 2 El Olivenöl
  • 1 Tl Reisessig oder Aceto Bianco
  • 2 El Wasabipaste
  • etwas Zitronensaft
  • frischer Koriander

Superschnell gemacht, lecker und mit dem gewissen Etwas: Gurke schälen, halbieren, mit einem kleinen Löffel entkernen und in dünne Scheibchen schneiden. Den geschälten Apfel in entsprechende Scheibchen schneiden. Salzen. Die restlichen Zutaten ( ohne den Koriander) verrühren und untermengen. Den Koriander dazugeben, evtl. Pfeffern. Passt hervorragend zu gegrilltem Fisch, ach, eigentlich zu allem!

Pasta BolOHNEse

Vegane Bolognese
Vegane Bolognese
  • 1 Packung veganes Hack (ca 350 g)
  • 1 Dose gehackte Tomaten
  • 2 Karotten
  • 1/2 Zucchini
  • 1/2 Aubergine
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 Zweig Rosmarin
  • 1 Glas Rotwein
  • Short Pasta (zum Beispiel Penne oder Rigatoni, ca 300 g)

Seit circa 15 Jahren habe ich keine Pasta Bolognese mehr gegessen, was aus mehreren Gründen ziemlich schade ist. Es gibt kaum ein allgemeingültigeres Soulfood, und der Duft einer Bolognese, die auf dem Herd blubbert, ist unübertrefflich köstlich. Und nun ist es Winter, überall preisen die Läden vegane Produkte unter dem Trend „Veganuary“ – außerdem steht da noch eine angebrochene Flasche guten Rotweins – übrig geblieben von einem Gast. Und da wir gerade Alkohol vermeiden, muss ein probates Mittel zur Resteverwertung her…

Am Kühlregal stehe ich vor der Entscheidung für eine fleischfreie Hack-Alternative. Eine nette neben mir stehende Lady rät mir ungefragt zu „Rügenwalder Hack vegan“, das sieht tatsächlich ganz appetitlich aus. Eigentlich sträube ich mich vor Produkten, die die fleischverarbeitende Industrie als tierleidfreie Alternative auf den Markt bringt, macht man doch hier den Bock zum Gärtner (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber das mir eigentlich sympathischere Produkt des Mitbewerbers sieht grauslich gräulich aus und wird von der Nachbarslady auch gleich als merkwürdig schmeckend bewertet. Ok, geben wir den Rügenwaldern eine Chance.

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KAROTTEN-Kokos-Suppe





Lieblingsgeschmack in Lieblingsfarbe
  • Karotten und anderes Wurzelgemüse
  • Kokosmilch
  • Gemüsebrühe
  • 1 Zwiebel
  • 1 Orange

Draußen ist es verschneit und richtig kalt, ein warmes Abendessen muss her. Ein angebrochenes Terapak Kokosmilch und ein Blick in meinen Gemüsevorrat inspirieren mich zu dieser schnellen Suppe: gewürfelte Zwiebel in Kokosöl andünsten, geschälte und in Scheiben geschnittene Karotten dazugeben, kurz anrösten. Ich fand noch eine Pastinake, die durfte auch mit in den Topf, eigentlich passt jedes Wurzelgemüse, sollte noch eine übrige Kartoffel im Kühlschrank ihr Dasein fristen, willkommen im Club! Mit Gemüsebrühe auffüllen ( bei mir waren es ca 800 g Karotten und 600 ml Brühe) und ca 10 Minuten köcheln lassen. Die Orange filetieren und dazugeben, eventuell salzen und mit einem Mini-Schuß Sojasoße würzen. Mit dem Pürierstab eine sämige Suppe rühren und die Kokosmilch dazugeben (in meiner Mischung waren es ca 150 ml). In einer Bowl anrichten, mit etwas Chili-Meersalz, Kokosraspel und Pinienkernen garnieren und genießen.

Warme FLOCKEN mit Birne, Zimt & Pinienkernen

Warmes Winterfrühstück mit Zimt

Fit in den Wintermorgen in 8 Minuten … dieses warme Frühstück gibt richtig viel Energie. Einfach eine Birne in kleine Würfel schneiden und eine Handvoll Pinienkerne mit einem winzigen Klecks Kokosfett in der Pfanne rösten. Nebenbei eine halbe Tasse Hafermilch erhitzen und eine Handvoll Haferflocken oder Porridgemischung ( Frühstücksbrei von dm ist auch fein) damit aufquellen. Mit Zimt würzen, ein paar Tropfen Zitrone dazu… alles in einer Bowl anrichten, fertig!

Der Juli hatte schöne SEITEN

Keine Kulturveranstaltungen? Ich habe doch meinen Lesesessel!

Mehr Zeit zu Hause. Mehr Zeit im Lesesessel. Im besten Fall auch auf der Sonnenliege. Da kamen im Juli einige Stunden zusammen. Und daher auch Material für ein paar Book Reviews – kurz und knapp. Mehr so als Einkaufszettel….

  • Miracle Creek – von Angie Kim, Roman erschienen bei Hanserblau . Mehr als ein Gerichtsthriller: Den laufenden Prozess um einen explodierten Sauerstofftank, der als Kammer für eine medizinische Therapie mit einer Gruppe Patienten besetzt war, beleuchtet die Autorin aus der Sicht unterschiedlicher Protagonisten. Die Beweise gegen Elizabeth, die Mutter des autistischen Henry, eines der im Feuer umgekommenen Opfer, sind erdrückend. Aber auch weitere Bürger von Miracle Creek geraten in Verdacht, denn sie haben einiges zu verbergen … Super spannend, packend geschrieben mit einigen überraschenden Richtungswechseln – und oft schnürt es einem die Kehle zu, besonders wenn die Mütter in der Story ihre innersten Nöte offenbaren.
  • Je tiefer das Wasser – von Katya Apekina, Roman erschienen bei Suhrkamp . Dramatisch, literarisch, soghaft. Als die beiden jugendlichen Schwestern Edie und Mae zu ihrem berühmten Vater nach New York geschickt werden, da ihre Mutter nach einem Suizidversuch in die Psychiatrie eingeliefert wurde, reagieren sie unterschiedlich auf die veränderte Lebenssituation. Die jüngere Schwester buhlt um die Aufmerksamkeit des Schriftstellers, der in ihr ihre Mutter, seine einstige Muse, wiederzukennen glaubt. Die Ältere verweigert sich der familiären Wiedervereinigung und flüchtet. Aus verschiedene Erzählperspektiven, feinen Andeutungen und verstörenden Momentaufnahmen entspinnt die Autorin meisterhaft ein toxisches Beziehungsgeflecht. Ein beeindruckender Debütroman, ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Werk der amerikanischen Autorin.
  • Alt sind nur die Anderen – von Lily Brett. Essays erschienen bei Suhrkamp. Das ist vielleicht die Kehrseite, wenn man langjähriger Fan von Lily Brett und ihrem lakonischen Humor ist.. als Kenner ihrer Romane verspüre ich bei der Lektüre ihrer gesammelten Kolumnen tatsächlich einen gewissen Ennui – ihr Lamento erscheint mir doch in der zudem recht nachlässig editierten Sammlung zu holzschnittartig . Leider nicht sehr inspirierend… Wer Lily Brett kennt, kann dieses Büchlein getrost ignorieren, wer sie nicht kennt, sollte unbedingt „So viel Männer“, „Zu sehen“ oder „Einfach so“ lesen.
  • Zwei und zwei – von Tessa Hadley, Roman erschienen bei Kampa. Auf Anhieb schon einmal eine der am schönsten gestalteten Neuerscheinungen. Neugierig geworden durch die durchweg positiven Rezensionen, freue ich mich über einen Beziehungsroman, der die sich verändernde Freundschaft zweier älterer Paare nach dem Tod des einen Mannes beschreibt. Spannendes Setting. Zumal die Paare sich seit ihren weitaus wilderen Studienzeiten kennen, sich in der bürgerlichen Mitte der britischen Gesellschaft bequem eingelebt hatten und nun infrage stellen, inwieweit ein radikaler Richtungswechsel möglich ist. Für alle drei Verbliebenen setzt sich ein Reigen fort, der vor vielen Jahren begann und nun die Beziehung zueinander neu aufstellt. Obwohl die Handlung sich durchaus für eine dramatische Verfilmung eignet, empfand ich einen leider lauwarmen Lesegenuss. Vielleicht werfe ich einmal einen zweiten Blick darauf…
  • City of Girls – von Elizabeth Gilbert, Roman erschienen bei Fischer. Es freut mich ungemein, dass dieses Buch mit einer beachtlich guten Rezension von Ursula März in der ZEIT geadelt wurde. Ich mag Elizabeth Gilbert wirklich sehr und bedauere fast, dass sie ihren schriftstellerischen Ruhm der allzu seichten Verfilmung von EAT PRAY LOVE verdankt. Mit City of Girls hat sie aufs Neue erwiesen, dass sie ein gnadenlos gutes Gespür für sensationelle feministische Figuren hat, deren Leben sie geistreich in Szene setzt. In diesem 500-Seiten-Schmöker begegnen wir der 19-jährigen Vivian, die in den 1040er-Jahren als verwöhnte Provinzgöre zu ihrer Tante nach New York geschickt wird. Diese führt dort ein Revuetheater und wir begleiten Vivians atemberaubende Reise durch wilde, erotische , glitzernd-glamouröse Jahrzehnte und ihre Entwicklung zu einer bemerkenswerten Frau. Das seltene Gefühl , die letzten Seiten eines Buches besonders langsam zu lesen, um das Ende hinauszuzögern… hier hatte ich es seit langem wieder einmal!
  • Deutsches Haus – von Annette Hess, Roman erschienen bei Ullstein. Die sehr konservative, leicht altmodische Melodie dieses Romans ist zunächst für mich gewöhnungsbedürftig. Doch schnell formen sich Sprache, Erzählung, Figuren zu einer beispielhaften Darstellung deutscher Nachkriegsgeschichte. Ein ganzes Volk, sich sehnend nach Frieden und Wohlstand, duckt sich vor der Aufarbeitung seiner Geschichte in der Frage nach Schuld und Mitschuld. Ja, es gibt sie, die Gnade der späten Geburt. Richtig schwere Kost, die aber in sehr zugänglicherForm serviert wird. Durch die persönliche Geschichte Evas, einer jungen Übersetzerin. Sie wird gebeten, einem Prozess beizuwohnen, in dem die Schuld vermeintlich braver Deutscher an in Konzentrationslagern begangenen Gräueltaten verhandelt wird. Ihr familiäres Umfeld lässt nichts unversucht, um sie von ihrem Engagement in dieser Sache abzuhalten. Bald ahnt sie, dass hinter der Spießerfassade mehr steckt als das stumpfe Verdrängen der bitteren Vergangenheit. Vielleicht gerade deshalb sollte dieses Buch Pflichtlektüre, nicht nur in jeder Oberstufe, sein!

Stolpern und GEDENKEN – wichtiger denn je

Stolperstein Ilse Silbermann

Seit fast 20 Jahren schon gibt es auf Hamburgs Gehwegen kleine glänzende Gedenksteine, die an das Leben meist jüdischer NS-Mordopfer vor deren früheren Wohnorten erinnern

Meine Mutter ist Jahrgang 1926. Sie lebte in Hanover-Isernhagen in einer gutbürgerlichen protestantischen Familie, als das NS-Regime begann. Nach Kriegsende, mit 19 Jahren, holte sie ihre gestohlene Jugend nach. Die Ausbildung zur Grundschullehrerin, die sie noch während des Krieges begonnen hatte, musste sie abbrechen. Sie war jedoch eine selbstbewusste, unabhängige junge Frau, im Standesamt tätig, und heiratete mit 26 Jahren ihre Jugendliebe Werner. Inzwischen lebt sie als Witwe in ihrem hübschen Apartment einer Senioren-Wohnanlage und blickt auf ein erfülltes Leben zurück: Wohlstand, Eigenheim, zwei gesunde Kinder. Urlaube, Reisen, ein großer Freundes- und Bekanntenkreis. Immer hat sie uns vor den Schrecken eines Krieges gewarnt. Von der schlechten Zeit erzählt. Den Luftschutzkellern. Auch von den Schicksalen aus dem Bekanntenkreis. Und ganz, ganz weit weg… gab es einen Apotheker, ein Jude, der sich das Leben nahm. Warum? Er durfte ja nicht mehr arbeiten. Und ihm drohte, abgeholt zu werden. Abgeholt? Ja, ins Lager, Genaues wusste man nicht, nein, durfte man nicht wissen.

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Was HÄNDE geben

Ein ganzheitliches Körpertreatment verspricht die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch Berührung – funktioniert´s?

Therapieraum Konstanze Braun

Besonders in den Zeiten des Lockdowns spüren wir die Kostbarkeit von Berührungen. Wenn diese nur im Privaten möglich sind, erhöht sich das Stresslevel für viele Alleinlebende. Doch schon bevor dieses Ergebnis einer Studie nun bekannt gegeben wurde, hatte ich einen Termin für eine vegetodynamische Behandlung im Blankeneser Studio von Konstanze Braun vereinbart.

VegetoDynamik – was ist das überhaupt?

Einige Wochen vorher waren uns die sympathische Mittvierzigerin und ich zufällig wieder begegnet, kennen gelernt hatten wir uns in München. Dass wir nun beide im Hamburger Westen leben, stellen wir erfreut fest und erzählen uns von unseren beruflichen Veränderungen. Als mir Konstanze von ihrer Ausbildung zur Vegetodynamikerin erzählt, muss sie mir erst einmal die Methode, von der ich noch nie etwas gehört habe, verdeutlichen. Die Gründerin Margot Esser-Greineder hatte jahrelang in der Pharma-Industrie gearbeitet, bis sich sich auf die Suche nach einer ganzheitlichen Körperbehandlung begab. Mit der VegetoDynamik entwickelte sie schließlich eine Methode, die durch Berührung und unter Zuhilfenahme von Heilpflanzenprodukten Lebensenergie im Köper ins Fließen bringt. Blockaden können sich lösen, Kopf und Herz und Körper finden zu einer neuen Einheit zusammen, der Mensch soll in dieser Behandlung seinen eigenen Rhythmus und sein gesundes Potenzial wiederfinden. Aha, ich denke sofort an Shiatsu, Osteopathie oder Reiki? Aber nein, hier kommen noch andere Kräfte ins Rollen, verspricht mir Konstanze….

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Gib mir ein R, gib mir ein O, gib mir ein K!

Auf der Suche nach einem Dinner-Quickie erleben wir ein echtes Pizza-Highlight

StillebenROK Pizzeria

Freitag Abend – nach der Redaktionsschicht im Speersort müssen noch Jeans und Sneakers für den Liebsten her… so ein Einkaufsbummel in Corona-Zeiten ist doch echt anstrengend, danach fühlen wir uns zu ermattet, um am heimischen Herd aktiv zu werden. Also versuchen wir (wieder einmal), einen Platz im vietnamesischen Quan Do zu ergattern – schon etliche Meter vor dem Eckeingang drehen wir ab. Die lange Schlange vor dem Eingang kennen wir schon – wann werden wir es schaffen, hier die legendäre Schnellküche zu testen? (Spoiler: nie)! Und nun – gehen wir tatsächlich mal in Til Schweigers Pizzeria in der Lilienstraße? Ein Blick auf die Karte gibt uns die Antwort: Och nö. Jedoch schon der nächste Eingang gehört ROK – Rock our kitchen, hier bleiben wir spontan stehen. Auch dies eine Pizzeria, jedoch weniger prätentiös, obwohl das Interior in diesem ambitionierten Style vielleicht eine gewisse Anstrengung vermuten lässt. Weit gefehlt! Wir werden sehr nett begrüßt, die Präparierung für die Corona-üblichen Vorsorgehandgriffe steht bereit, schon dürfen wir in dem hübschen, mit warmen Farben und schönen Dekoakzenten eingerichteten Lokal Platz nehmen und uns die Philosophie erklären lassen.

Wenig Kategorien – viele Variationen

Angeboten werden tatsächlich nur Pizza, Salate und Poke Bowls. Es gibt fertig komponierte Signature Dishes – aber eben auch die Möglichkeit, sich nach dem Baukastenprinzip eigene Speisen zu komponieren. Ich begeistere mich für dieses Spielchen und wähle eine Pizza mit Rote Bete-Teig. Darauf soll eine Pink Base angerichtet werden, das ist die Grundsauce aus Tomaten und Creme fraîche. Als einzeln auszusuchende und positionsweise fakturierte Toppings bestelle ich gegrillte Auberginen, Steinpilze, karamellisierte Mandelsplitter und Ziegenkäse. Klingt gut, oder? Der Liebste wählt eine üppige Aloha Pole Bowl, die mit 14,60 Euro nur ein klein wenig günstiger ist als meine individuelle Pizza, für 15,50 Euro. Das ist meiner Meinung nach für eine Pizza gerade noch im Rahmen, jedenfalls für die, die ich dann kurze Zeit später serviert bekomme. Superleckerer, knuspriger Teig, angenehme Würze von Basis und Belag, ich bin restlos zufrieden. Die Bowl findet ebenfalls Zustimmung, und als der Liebste einen Pizza-Probehappen bekommt, werden die Augen groß. „Fantastisch“ – lautet seine Wertung. Sogar er, der Pizza für einen meist überbewerteten Snack hält, freut sich über diese Variante.

Eine feine, gut abgestimmte Weinauswahl gibt’s übrigens auch – wir kommen also bestimmt bald wieder!

One-Night-Stand HELGOLAND…

Die lange Anna - Helgolands Vogelfelsen

Seit Jahren stand ein Besuch auf Deutschlands einziger Hochsee-Insel auf meiner Wunschliste

Als am ersten Wochenende nach der Corona-Isolation der Halunder Jet von den Landungsbrücken wieder Kurs auf Helgoland nimmt, gehen wir an Bord. Der Katamaran braucht für die knapp 150 Kilometer lange Distanz zwischen Hamburg und Helgoland viereinhalb Stunden, die wie im Flug vergehen. Schon beim Verlassen der Landungsbrücken zieht es mich nach draußen und ich genieße die Aussicht vom Oberdeck. Wir passieren den Museumshafen und Övelgönne und freuen uns über unseren Nachbarn Olav, der uns vom Balkon unseres Hauses am Blankeneser Segelclub mit einem Laken winkend eine gute Fahrt wünscht.

HRS Halunder Jet, die Fähre nach Helgoland
Und täglich grüßt der Halunder Jet

Die meiste Zeit verbringen wir auf dem Freideck, nur zum Frühstück nehmen wir auf unseren superbequemen Sitzen im Salon Platz. Durch riesige Panoramascheiben und auf mehreren Bildschirmen haben wir die Route immer vor Augen. Wedel, Cuxhaven, die Vogelinsel Trischen, große und kleine Schiffe in der Nordsee, ein erwartet schöner „Ausguck“. Aber es gibt auch Unerwartetes: Vor der Deutschen Bucht liegen, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, mächtige Kreuzfahrtschiffe auf Reede. Corona hat diese schwimmenden Hotelkolosse quasi zur dead zone erklärt. Gespenstisch – wir zählen mindestens sechs Riesen.

Romantik buchstabiere ich anders…

Eingangsbereich Hotel "Helgoländer Klassik"
Gut gemeint… doch nicht gelungen.
Das „Fifities-Konzept“ im Hotel Helgoländer Klassik

Die bunten Hummerbuden, die den Weg in die Helgoländer „Innenstadt“ säumen, habe ich schon auf vielen Postkarten bewundert – live sehen sie nicht mehr ganz so malerisch aus. Je mehr wir uns dem winzigen Zentrum nähern, desto trüber wird meine Stimmung. Puh, ist das häßlich hier. Die schlichten Bauten aus den Fünfzigerjahren sind mit allerlei gruseliger Dekoration versehen und die steuerfrei angepriesenen Waren sehen ebenso wenig einladend aus. Recht unfreundlich werden wir bei der obsoleten Touristenanmeldung in unser Hotel geschickt. Nun ja. Ich wollte hier hin. Warum noch mal? Das Hotel Helgoländer Klassik, übrigens eines der gehobenen Kategorie, kann sich nicht mit corona-bedingten Restriktionen rausreden: Es ist einfach nicht schön! Hier hat man versucht, aus der Not eine Tugend zu machen und die katastrophale Substanz mit einem „Fünfzigerjahre-Konzept“ zu pimpen. Leider kommt der Mief durch…und damit ist es nur dekoriertes Elend, schimpfe ich.

Ein Sprung in die Geschichte

Aber gibt es denn gar nichts Schönes hier? Und warum eigentlich nicht? Nun ist unsere Neugier geweckt und wir erforschen die Geschichte Helgolands, seine Not- und seine Glanzzeiten. Und Schritt für Schritt mildert sich unser Blick auf dieses gebeutelte Inselchen: Beruft sich der Name zwar auf eine Erwähnung als „Heiligland“ in Schriften von 800 vor Christus, ist hier lange nicht viel Frommes geschehen. Seeräuber und Schmuggler, das waren wohl die häufigeren Besucher auf den Klippen, und die Insulaner mussten sich britische, dänische und deutsche Inbesitznahme gefallen lassen. Wirtschaftlich ging es der Insel lange erbärmlich, bis 1826 die Idee umgesetzt wurde, Helgoland als Seebad zu inszenieren. Und das klappt sogar – als Kaiser Wilhelm II. dann mit dem „Sansibar-Vertrag“ Helgoland im Tausch von Seepassagen vor Sansibar unter preußische Flagge nimmt, beginnt die erste Glanzzeit der Insel. Die währt kurz, denn schon gerät Helgoland als Seefestung im ersten Weltkrieg unter schweren Beschuss. Wir kennen alle den Lauf der Geschichte – der zweite Weltkrieg liess nicht lange auf sich warten. Nach 1945 gleicht Helgoland einem Trümmerfeld, ein riesiger Bombenkrater verändert seitdem noch heute die Landschaft . Dass die Alliierten die Insel den evakuierten Helgoländern wieder zusprachen, ist dem Schelmenstück eines Heidelberger Studenten zu verdanken. Erst nach 1950 beginnt die Rückführung der ehemaligen Bewohner, und 1952 wird nach Adenauers diplomatischen Verhandlungen die Bundesflagge auf Helgoland gehisst. Und das Fundament mancher Bausünde gelegt, füge ich im Stillen zu.

Schaut und hört – hier geben die Robben den Ton an

Kegelrobben auf Helgoland
Ein Körbchen auf der Düne

Jetzt wollen wir nur noch in die Natur und rüsten uns zu einem ausgiebigen Spaziergang über die Düne, die man mit dem Bördeboot-Shuttle erreicht. Das Wetter meint es richtig gut mit uns, und da es ungewöhnlich unbevölkert ist (die üblichen Touristenströme sind wegen der Covid 19- Awehrregeln ausgeblieben), umrunden wir die einsame Nord-Osthälfte. Und endlich sehe ich sie einmal live: Schon tauchen die ersten Seehund- und Robbenköpfe aus den Fluten auf, ich bin entzückt. Ein paar Hundert Meter weiter dann stoßen wir auf eine ganze Kolonie Kegelrobben, die sich am Strand sonnt, johlt, döst und paddelt. Es müssen mindestens zweihundert sein! Ja, dafür hat sich der Ausflug dann doch gelohnt. Mein Stimmungsbarometer schnellt in die Höhe und wir schlendern barfuß weiter, bis wir zum belebten Südstrand der Düne kommen. Hier stehen bunte Apartmentbungalows, es gibt eine Reihe Strandkörbe und entspannte Urlauberfamilien, die ihre Sandburgen in respektvollem Abstand zu den Wildtieren bauen. Doch doch, so langsam erahne ich den Reiz dieser Insel.

Knieper, Lummenfelsen und ein Traumtag am Meer

Abends haben wir einen Tisch im ersten Haus am Platze gebucht, dem „Rickmers Galerie Restaurant“. Natürlich mindern die üblichen Corona-Auflagen ein bisschen die Behaglichkeit, aber man serviert uns eine Flasche Sancerre, meinen Lieblingswein, das ist schon mal bemerkenswert. Die Karte gibt sich innovativ, die Umsetzung ist wirklich okay. Mit Betonung auf okay. Und die Preise? Ich würde sagen, die Seeräubermentalität haben die Helgoländer definitiv noch in ihren Genen.

Am nächsten Morgen geht es um Punkt acht auf zum Oberland. Den Lummenfelsen kann man bequem per Fahrstuhl erreichen, die Treppenstufen sind allerdings auch keine sportliche Herausforderung. Wir werden für den frühen Anstieg belohnt, sind wir doch außer ein paar versprengten Joggern die einzigen Menschen, die sich hier die Morgenluft um die Nase wehen lassen. Am Vogelfelsen zu stehen und Hunderte? Tausende! brütender Basstölpel beobachten zu dürfen, ist wirklich unfassbar großartig.

Basstölpel am Vogelfelsen
1991 brütete hier ein Basstölpelpaar zum ersten Mal – inzwischen sind es Tausende

Auch Trottellummen bewundern wir, kleine dunkle Vögel, die genau wie die Basstölpel echte Climbingtalente am Felsen sind. Herings- und Dreizehenmöwen umkreisen die Klippen, und auch wenn wir bislang keine passionierten Vogelbeobachter sind, hier bin ich wirklich fasziniert. Wir gehen den gut 4 Kilometer langen Klippenrundweg, passieren niedliche Schrebergärten und freuen uns auf das für 10 Uhr reservierte Frühstück. Nach dem traumhaften Morgenspaziergang sehe ich mit gnädigerem Blick auf das Ambiente und finde sogar das Dekor des Frühstücksraumes mit Retro-Plakaten der Helgoländer Fährflotte ganz ansprechend. Die zweite Überfahrt zur Düne bringt uns direkt zur Strandkorbvermietung. Wir richten uns gemütlich ein, die Sonne strahlt – es hat tatsächlich was von „Ferien auf Saltkrokan“.

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Wir machen das BESTE draus…

Situationsbedingte Variante meines Schreibtisches

Mit einer kleinen Handarbeit als Zeitvertreib habe ich die Maskenproduktion begonnen – nun werden hier Dutzende Gesichtsmasken mit Profi-Ausrüstung genäht. Eigentlich will ich meine Corona Collection nur um einige weitere Modelle ergänzen. Dann tun mir meine zerstochenen Finger jedoch richtig weh und ich krame im Keller nach der alten Pfaff-Nähmaschine meiner Mutter. Deutsche Wertarbeit hin oder her – da ist nix mehr zu machen. Okay – vielleicht hätte ein Tüftler noch Freude daran, stundenlang Ersatzteile zu besorgen und die Olle wieder fit zumachen… ich definitiv nicht! Also wandert das Ungetüm wieder in den Keller und wartet nun auf den Abtransport zur Spendenbox der Deponie.

Mehr Masken – weniger Mühe

Der Liebste kommt dann zwei Tage später mit einem Riesenkarton durch die Haustür und überreicht mir mit einem Strahlen ein neues Maschinchen: Modell CARINA von Lidl. Das Beste, was in Coronazeiten so schnell verfügbar ist. Ich muss zugeben, ein gewisser Markensnob bin ich schon. Und stehe auf bewährte Originalmarken, mag keine Plastikgeräte, beäuge sehr kritisch Siegel, die „Made in Taiwan“ bezeugen. So hat CARINA keinen guten Stand, um eine lange, wunderbare Freundschaft mit mir zu beginnen. Aber die ersten Versuche, bei denen ich nicht gerade zartfühlend mit ihr umgehe (na, Plastikteilchen , wollen wir doch mal sehen, ob ich Dich nicht in wenigen Tagen materialermüden kann…), gelingen gut. Und ich bin froh, nun eine Maske in zwanzig Minuten fertig zu haben statt in zwei Stunden. So bleibt mehr Zeit für die Schmuckelemente..

Modell „Angelica“

Im Nähkorb finden sich immer mehr Trouvaillen, zum Beispiel Zierblumen aus Leder und Blumen. Woher stammen die nur? Wahrscheinlich haben die mal Schuhe oder Taschen dekoriert, die längst den Weg alles Irdischen gefolgt sind. Was ich sonst noch so finde: Jede Menge Mini-Umschläge mit Ersatzknöpfen für Teile, die schon ewig ge-kleiderkreiselt, verschenkt oder verschollen sind. Tasseln (..huch? Großes Mysterium), Pailletten und Lederbändchen. Hier kommen sie zu neuen Ehren. Irgendwann geht mir das Hutgummi aus und ich mache mich auf die Suche nach Gummilitze oder Alternativen. Ich experimentiere ein bisschen mit allem , was bath and beyond so hergibt und entscheide mich für „Softgummi-Ohrschlaufen“ aus Zopfgummis.

Materialtipps für noch weniger Mühe

Aber wo gibt es den günstigsten Nachschub? Fündig werde ich dann beim Drogeriemarkt dm: Hier werden weiche Haargummis in verschiedenen „Nicht-Farben“ wie nude, schwarz und braun im 6er-Pack für 1,95 Euro verkauft. Einfach ein Gummiband aufschneiden und paarweise zur Ohrschlaufe für eine Maske vernähen. Die Länge des Gummis passt jeder normalen Gesichtsform und ist um einiges angenehmer zu tragen als herkömmliche Gummilitze. Falls das Gummi doch etwas zu kurz sein sollte und es hinter den Ohren zwickt, das kann besonders bei Masken für Männer passieren, sollte man vorsorglich den Schnitt der Maske etwas variieren und bei den Seitenteilen jeweils einen halben Zentimeter Nahtzugabe ansetzen.

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