Palmenstrand auf One Foot Island

Der Anflug auf die zweitgrößte Insel der Cook Islands ist spektakulär. Wir sind unter den wenigen Gästen, die mehr als einen Bade-Rucksack und Schnorchel im Gepäck haben, die Insel wird hauptsächlich als beliebtes Tagesausflugsziel angeflogen. Von der Gangway geht es für die meisten gleich aufs Boot. Wir aber werden von Mii, einer knorrigen, alterslosen Insulanerin, im Jeep der Aitutaki Cultural Tours abgeholt. Sportlich rattert sie mit uns direkt zum Aussichtsgipfel der Insel und klärt uns mit unnachahmlichen Witz über Flora und Fauna auf. Nebenbei sprintet sie in Vorgärten, pflückt Papayas, indigene Apfelsorten und Orangen, Drachenfrüchte und Bananen. Dass Mii gerade unsere Lunchliste abarbeitet, merken wir erst, als wie auf einem Plateau mit urigem Tisch und Palmendach stoppen. Es folgt: ein Palmblattt-Bastelkurs, bei dem sich Mii über unsere Ungeschicktheit vor Lachen ausschüttet, bevor sie den denkbar frischesten und köstlichsten Obstsalat in unseren selbstgemachten Palmblatt-Bowls serviert. Als wir später den wunderschön im Kolonialstil eingerichteten Bungalow im „Pacific Resort“ beziehen, freuen wir uns über unsere Entscheidung, mehrere Tage auf Aitutaki zu bleiben.

Mit den Fahrrädern erkunden wir am nächsten Morgen die 18 Quadratkilometer kleine Insel und finden uns in einem Miniatur-Wunderland wieder; fast scheint es, als habe man Lummerland in die Südsee verlegt. Es gibt einen winzigen Hafen, eine Tankstelle, zwei Kirchen und das Gefängnis besteht aus einer einzelnen, anscheinend sehr selten benutzten Arrestzelle. Das Einzig hektisch sind die unzähligen Hühner, die über die Straßen flattern. „Sensationell, hier fliegen einem die Suppenhühner beinahe in den Topf“, scherze ich mit Sonja, einer Österreicherin, die vor 30 Jahren auf der Insel strandete, als sie sich Hals über Kopf in den Insualer Tauono verliebte. Jetzt betreibt sie, inzwischen verwitwet, allein ein kleines Restaurant, kocht überwiegend organic und hegt und pflegt einen Gemüse- und Obstgarten, dessen Erträge sie im Straßenshop anbietet. „Nein, nein“, wehrt sie lachen dab, „die wilden Hühner hier kann man nicht essen. Nur Muskeln und Sehnen!“

Das kleinste Postamt der Welt auf One Foot Island
Das kleinste Postamt der Welt auf One Foot Island

Das Boot, das uns am nächsten Tag durch das Atoll schippert, tuckert gemütlich durch eine der weltweit größten Lagunen und wir genießen die fast schmerzhaft schöne Kulisse. Unseren Mitreisenden scheint es ähnlich zu gehen, die Stimmung ist beinahe andächtig, ab und zu ist ein „wow“ oder „awesome“ zu hören. Nach den ersten Schwimm- und Schnorchelstopps mit der Begegnung von riesigen Dickkopf-Makrelen nehmen wir Kurs auf One Foot-Island, das seinen Namen eine traurigen Legende verdanken soll. Unser Kapitän stoppt das Boot neben einer Sandbank inmitten des türkisblauen, atemberaubend schönen Meeres. Von hier aus schlendern wir auf das winzige Inselchen zum Barbecue-Lunch mit Livemusik. Zum Glück haben wir unseren Reisepass dabei und lassen uns hier beim kleinsten Postamt der Welt den „Footprint.-Stempel der Insel eintragen. Ein pittoreskes Souvenir, das mich auch viel später noch mit einem merkwürdigen Stolz erfüllt und mir beweist: It´s real – ich habe das Paradies gesehen!