Back again in Bangkok
Als ich das letzte Mal zwischen Weihnachten und Neujahr nach Thailand reiste, um ein neues Jahrzehnt zu begrüßen, servierte die Stewardess kurz nach dem Stopover in Kairo Sekt aus Plastikbechern und ich merkte: oops, ich habe die Party auf Ko Samui knapp verpasst. Heute, 30 Jahre später, handle ich die Zeitzonen smarter, travelle jedoch dadurch nicht automatisch geschmeidiger, denn – es ist 30 Jahre später: Die Bandscheibe, oder der nicht diagnostizierte Schmerz, der mich seit zwei Jahren permanent quält, macht schon die erste Flugetappe nach Dubai so unerträglich, dass der Liebste vorschlägt, einen U-Turn in eine Hamburger Klinik vorzunehmen. Nein, we‘ re half way there – und eine Ibu 400 und der sagenhaft langweilige Woody Allen „A rainy day in New York“ verschaffen mir einen gnädigen 3-Stunden-Schlaf auf dem zweiten Teil des Nachtfluges nach Bangkok. Mit dem ersten Schritt ins Freie trifft mich die Hitze wie eine Wand, und mit diesem ersehnten Schock und dem ersten Atemzug asiatischer Großstadtluft, Garküchenaroma und Blütenduft freue ich mich auf die nächsten drei Wochen in der Sonne, herrlich! Wir fahren zügig in unser wunderschön am Chao Phraya gelegene Resort, fliegen durch den abendlichen Grossstadtverkehr und finden uns erschöpft, aber sekundenschnell entspannt auf der Terrasse am Fluss ein. Die erste Tom Ka Kong Soup schmeckt hervorragend….
Das Anantara Riverside Resort & Spa, ein Juwel am Fluss
Dass wir mit dem Anantara Riverside Resort & Spa eine perfekte Wahl getroffen haben, war uns schon beim Einchecken in das großzügige, geschmackvoll ausgestattete De Luxe-Zimmer klar. Am nächsten Morgen offenbart das Frühstücksbuffet die kulinarische Superlative – eine derartige Vielfalt habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Pool-Landschaft und Gartenanlage sind ebenso perfekt, wir machen uns jedoch nach einem kleinen Nickerchen auf der Poolliege auf zum Hotelanleger. Hier bringt uns der Bootsshuttle in einer fünfzehnminütigen Fahrt zum Sathorn Pier und wir starten unsere Citytour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an der Station Saphan Taksin. Man kommt leicht mit BTS-Skytrain und MRT-Metro durch die Stadt, spart sich Taxikosten und Traffic Jam und kann wunderbare Studien im U-Bahn-Waggon vornehmen.
Wat Phra Kaeo – der Königstempel
Das Palastgelände erreichen wir mit einem öffentlichen Expressboot, der Besucherandrang am Eingang ist erwartet hoch und wir schlendern zunächst durch den prächtigen Wandelgang, bis wir uns geduldig in die Schlange zum Königspalast einreihen.
Zwei Stunden verbringen wir in der märchenhaften Anlage und haben das Gefühl, nur ein kleinen Teil der Schätze gesehen zu haben. Doch wir haben uns sattgesehen an goldenen Chedis, fantasievollen Wandmalereien und prunkvollen Verzierungen. Die Hitze macht uns zu schaffen und wir kehren erschöpft zum Chang Pier zurück, besteigen ein Expressboot und lassen uns bis zum Anleger Chinatown fahren.
Walk-in Auszeit: die Thai-Massage
Schon wieder “ Rücken“… Ich liebe es, durch Chinatowns Straßen zu laufe, aber jetzt gerade geht gar nichts mehr, aua. Wie toll, dass hier an jeder Ecke ein Massagespot Linderung verspricht. Meinen Rücken möchte ich aber nur zertifizierten Therapeuten überlassen. Bei Center Point, einer fünf Mal in Bangkok vertretenen Kette, werden wir, in putzigen Anzügen, aufs Herrlichste 90 Minuten durchgeknetet.
Tataaa – die Lebensgeister sind zurück, und als wir den Salon verlassen, hat sich die Atmosphäre rund um die MRT- Station Wat Mangkon massiv verändert. Es brodelt nur so von kleinen Foodständen, frischer Fisch wird auf Eiswagen ausgestellt, auf zahlreichen Grills brutzeln Satayspiesschen, die Trottoirs sind mit Plastikhockern verstopft, es ist ein einziges wunderbares Aromenchaos.
Wir lassen uns treiben und tauchen ein in den Mix aus modernen Shopping Malls und simpelsten Strassenständen. Gegen Abend suchen wir ein an der Sukhumvit Road in Höhe der BTS-Station Phromphong gelegene Restaurant auf. Mein Liebster entdeckte diesen sehr besonderen Mix aus Markt und Lokal in den frühen 80ern und seitdem scheint sich, nach einer Expansion in frühen Jahren, nichts geändert zu haben. Sehr skurril, man geht mit einer uniformierten Begleitung samt Einkauswagen die Fisch – und Gemüseauslagen ab, wählt seine Wunschprodukte und wartet dann, nach Passieren der Kassiererin, am Tisch auf die zubereiteten Speisen. Das Setting ist eine Mischung aus Filmkulisse und sozialistischem Musterbetrieb, mein Liebster hat mir nicht zuviel versprochen… Und doch ist die Stimmung merkwürdig angespannt und die Kellner wirken nicht wirklich froh. Wir erfahren, dass dieses Traditionslokal am nächsten Abend, also am New Years Eve, nach fast 40 Jahren schließen wird. Unser Entschluss steht fest: Wir werden dem Seafood Market & Restaurant am Silvesterabend die letzte Ehre erweisen.
Vier Stunden auf dem Rad durch Bangkok
Für den nächsten Tag haben wir spontan über Air BnB Experiences eine Citytour mit dem Fahrrad gebucht. Sehr praktisch, denn Fahrrad und Versicherung, Tourguide und Wasser gibt es zu einem fairen Komplettpreis von circa 27€ pro Person. Zudem haben wir besonderes Glück, sind wir doch die einzigen Kunden für unseren Guide Chin an diesem Tag. Es werden kurzweilige Stunden, denn Chin ist ein flinker Fahrer und eine kleine Plaudertasche, wir wieseln durch winzige Gässchen in Old Bangkok, Chinatown und einen westlichen Teil der Stadt am gegenüberliegenden Flussufer. Chin, selber in dritter Generation emigrierter Chinese, streut neben historischen Daten Informationen aus seiner Community ein und zeigt uns Details an den verschiedenen von uns besichtigten Tempeln, unter anderem den Crocodile Temple, eine Art Gnadenhof „ausrangierter“ Showkrokodile, wir bewundern porzellanverzierte Stupas, passieren das Gebäude der ersten Bank Thailands und stoppen an der ersten katholischen Kirche der portugiesischen Einwanderer, Santa Cruz, ein zartgelbes, jüngst renoviertes Gotteshaus, das vor wenigen Wochen noch Reiseziel von Papst Franziskus war. Chin lässt uns immer wieder kleine Zeitfenster, um die Stopps selber zu erkunden, händigt uns am beeindruckenden Flower Market kleine Blumenkränze als Opfergaben aus und schenkt uns, nachdem uns die Künstlerin vorgestellt wurde, ihre kleinen handgemachten Pappmaché-Schweinchen als Talisman. Eine der letzte Stationen ist das Lhong1919, ein fein restaurierter chinesischer Speicher aus dem 19.Jahrhundert, der aktuell eine Mischung aus Art Gallery und Museumsdorf darstellt. Wir verbringen gemeinsam noch einen Lunchbreak in einem privat geführten Museum der chinesischen Community. Absolut empfehlenswert, befinden wir beide und freuen uns, einen kleinen Blick hinter die Kulissen Bangkoks erhascht zu haben.
Farbenfrohes Finale am Fluss
Das Dinner im Seafood Restaurant & Market ist wie erwartet so köstlich wie sentimental. Tapfer bewahrt das mindestens vierzig Personen große Team Haltung an seinem letzten Arbeitstag. Wer weiß, wie die Kellner und Köche, die zum Teil seit über 30 Jahren an diesem Platz gearbeitet haben, den Jahreswechsel feiern werden? Denn dieser Abend in Bangkok scheint ein Riesenfest zu werden, auf dem Rückweg um 23 Uhr treffen wir überall kostümierte Menschen in Partylaune. Wir erreichen unseren Hotelpier kurz vor Mitternacht, können uns gerade noch mit einem Drink versorgen und uns einen guten Platz in der Partycrowd auf dem Steg sichern, und schon geht der Countdown los. Wow – in der nächsten halben Stunde erstrahlt am Himmel ein wunderbares Feuerwerk, es regnet Kaskaden bunter Sterne, und da auf dem Pier keine Böller gezündet werden, kann sogar ich als schreckhafter Silvestermuffel das Spektakel in vollen Zügen genießen. Bye bye 2019 -Du warst sehr gut zu uns. Willkommen 2020 – wir freuen uns auf neue Abenteuer!
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