Die Ankunft im Hafenstädtchen Capestang ist schon wieder so ein Miniaturroman, herrlicher geht’s kaum. Freundlich werden wir in der Capitainerie eingewiesen, dann schlendern wir über die malerische Brücke in den kleinen Ort und finden uns in einer Kulisse wieder, als käme gleich Louis de Funès um die Ecke. Der Marktplatz ist an diesem Samstagabend belebt, eine Band macht ihren Soundcheck, wir studieren die unterschiedlichen Charaktere von Kellnern, Familien, Lokalmatadoren. Ich besichtige die wunderschöne gotische Kirche Collegiàle St. Etienne und verharre nachdenklich an der Gedenktafel, die besagt, dass im Juni 1944 genau 179 Männer des Dorfes von Mitgliedern der SS verschleppt wurden. Die alte Dame, die sorgsam den Kirchenraum putzt, fragt mich nach meiner Herkunft…und ich achte noch mehr als sonst darauf, keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Wir haben uns zum Abendessen ein besonders hübsches Gartenlokal ausgesucht und verbringen wunderbare Stunden im „Table du Vigneron“, bevor wir uns unter das Konzertpublikum auf dem Marktplatz mischen. An diesem Abend sind wir Teil einer Dorfgemeinschaft, lauschen den ziemlich schrägen 80s-Covers der Band und sind einfach dankbar für den Moment.

La Table du Vigneron in Capestang

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