Den schrabbeligen Ankerplatz bei Agde verlassen wir frühmorgens und ohne Wehmut, Dusche oder Frühstück. Das Städtchen schafft es definitiv nicht auf meine Favoritenliste. In friedlicher Morgenstimmung gleiten wir den Kanal entlang und ich stelle wieder einmal fest, dass das „Wasserglotzen“ etwas absolut Meditatives hat. Gepaart mit kleinen Handgriffen – Bimini runter, Bimini rauf- stellt sich schnell wieder die totale Entspannung ein.
Nach einigen Stunden erwartet uns das nächste Schleusenmanöver und schon ist es vorbei mit meiner Gelassenheit. Verflixt noch mal, mit den Tauen zu hantieren ist echt nicht einfach, immer wieder misslingt das Festmachen, hektisch registriere ich die kritischen Blicke des Schleusenwärters, und was hat mir der Liebste gerade Unverständliches zugerufen? O je, und gerade, als mit großem Hallo das Boot der netten Schweizer zu uns stößt, knallt erneut der große, provisorisch festgeknotete Fender vom Bug. Irgendwie bewältigen wir die Schleuse von Portignan dann doch und der Liebste nimmt mich in den Arm: “ Du weißt schon, dass wir uns hier die schwierigste Variante ausgesucht haben? Zu zweit ein relativ großes Boot hochzuschleusen?“ Richtig, abwärts sind die Manöver viel leichter, da man lediglich das Boot beim Herabsenken des Wasserspiegels kontrollieren muss. Diese Erkenntnis erstickt den aufkommenden Stress sofort, zumal wir uns noch ein paar Kommandos überlegen, um in der Schleuse schneller kommunizieren zu können. Und als die Schweizer unser Boot passieren, steht der Liebste mit dem blauen Kugelmonster am Heck und erntet vergnügte Antworten auf sein keckes Angebot: „Na, wollen Sie vielleicht einen Fender kaufen?“
In heiterer Stimmung erreichen wir – natürlich nach einer Schleusenpassage – die Stadt Beziers und werden in der Capitainerie herzlich empfangen. Frisch geduscht schwingen wir uns zu einer großen Erkundungstour auf die Räder. Die Stadt bietet allerlei Sehenswertes, wir begeistern uns für die romanische Kathedrale St. Nazaire mit dem anliegenden Klostergarten, von dem man eine wunderbare Aussicht auf das Tal und die Brückenlandschaft hat. Natürlich locken uns die einzigartigen Neun Schleusen von Fonseranes. Das Highlight des Canal du Midi steht morgen auf unserer Route und wir studieren genau, mit welchen Handgriffen der Besatzung ein riesiges Aussichtsboot die Wassertreppe meistert. Zurück von einem modern- raffinierten Dinner im hübschen „L’Attable(é) de Axel D.“ nehmen wir einen Absacker auf dem Vorderdeck und freuen uns, schon etwas aufgeregt, auf die Herausforderung des nächsten Tages.
Und es geht früh los. Zunächst überqueren wir auf der Kanalbrücke den Fluss L’Orb, ein einzigartiges Gefühl! Und dann sind wir auch schon an den Schleusen.. Nach einer Stunde schweißtreibendem Hantieren ist das gesamte Höhenunterschied von 21 Metern überwunden, alles verlief easy, wir hatten richtig Spaß bei unserem grandiosen Teamwork. Glücklich klatschen wir uns ab – hey, das ist der Durchbruch!
Nachmittags erreichen wir entspannt das hübsche Örtchen Capestang. “ Le voyage erst la plus belle destination“- Heute habe ich den Slogan unseres Vermieters Locaboat voll verinnerlicht.
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