Wie der Hamburger Verkehrswahnsinn mir ein kulinarisches Hobby bescherte
Über manche Sachen spreche ich nicht gerne. Ich habe zwar eine Meinung, und oft keine gute, aber da ich nicht in die Kommunalpolitik wechseln möchte, halte ich die Klappe. Wenn es um Hamburger Verkehrspolitik geht beispielsweise. Mein morgendlicher Radweg entlang der Elbe ist davon meistens unberührt und zu jeder Jahreszeit wunderbar. Besonders genieße ich natürlich, wenn ich, so ab Mitte April, Daunenjacke , Wollmütze und Handschuhe eintausche gegen Anorak und Frühlingsgefühle. Kirschblütenmeer am Fähranleger, Osterglockenwiesen an den Uferpromenaden – grandios. Und nun war plötzlich war ab Teufelsbrück der Uferweg versperrt, umständlich musste man auf die Elbchaussee weichen und dann zusehen, wie man überlebte. Also nahm ich fluchend den Umweg durch den Jenischpark, zwar schön, aber anstrengend ansteigend. Weitläufig und wunderhübsch, morgens vor allem angenehm leer bis auf ein paar Frauchen und Herrchen oder wie man das jetzt gendergerecht ausdrückt.. Hundebesitzende-chen vielleicht.
Aber plötzlich, Mitte April, nahm ich schon in der Früh Personen in verdächtiger Bückhaltung auf einer Anhöhe wahr, ohne die üblichen kleine schwarzen Beutelchen, nein, sie hatten große Tüten dabei, die sie eifrig gefüllten. Mit Bärlauch, stellte ich fest, als ich mich der Wiese näherte. Zu meiner Münchner Zeit hatte ich die Bärlauchblätter am Rande der Busstrecke des englischen Gartens ignoriert, scheute Abgase und Hunde-Hinterlassenschaften. Nun hatte ich Zeit und Energie für ein neues kulinarisches Projekt. Schon am nächsten Abend fuhr ich stolz meine erste Ernte im prall gefüllten Fahrradkorb nach Hause und startete die Bärlauchpesto-Produktion:
JENISCH-BÄR
- ca. 150 g Bärlauch
- 120 – 150 ml gutes Olivenöl
- 1 Tasse Nüsse, Pinienkerne, geröstete Mandeln oder Sonnenblumenkern-Mix
- 1 Tasse frisch geriebener Parmesan
- etwas Zitronensaft und Zitronenzesten
- grobes Meersalz
Bärlauchblätter 3 x gründlich waschen. Ich gebe in den zweiten Waschgang einen halben Teelöffel Natron, das soll Schmutz und Parasiten bekämpfen. Zusammen mit dem Öl, Salz und Zitronensaft im Blender zu einer cremigen Paste verarbeiten. Nüsse, Parmesan und Zesten im zweiten Mixgang unterarbeiten, um die Konsistenz nicht zu breiig werden zu lassen. Ein kleiner Crunch macht das Pesto umso leckerer.
Variationen:
- Natürlich ist die Paste auch oberlecker, wenn man Nüsse und /oder Parmesan weglässt und so auch Allergikerinnen und/oder Veganerinnen glücklich macht.
- Für einige Gäser habe ich als Nussgabe gleich eine „Roasted and salted“-Nuss-& Mandelmischung (von dm) verwendet, damit ist der Röstgeschmack perfekt, aber ich habe fast ganz auf die Zugabe von Meersalz verzichtet
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