Kulinarisch ist Apfelgelee in meiner Familie wenig gefragt – warum nur bringt mir das jährliche Einmachen so viel Freude?
Wenn Jessica anruft und verkündet: „Heike, die Äpfel sind reif, möchtest Du welche?“, gibt es kein Halten mehr. Wie schön, dass meine Freundin ein tapferes Bäumchen im Garten hat, dass mich pünktlich zum Herbstanfang mit etlichen Kilo Apfelglück versorgt. Vergangenes Jahr habe ich noch wild wachsende Bäume am Elbufer geplündert, diese Jahr überlasse ich die Beute den Nutzern von mundraub.org, auf dieser website kann man sich öffentlich zugängliche Obstbäume anzeigen lassen, grandios!
Während ich also Einmachgläser und Gelierzucker besorge, Ideen für Rezeptvarationen sammle und alte Geschirrtücher aussortiere, sinniere ich darüber, warum ich so viel Zeit dafür verwende, Gelee zu produzieren, von dem ich selbst nur einen Bruchteil konsumieren werde. Offensichtlich stille ich damit eine Sehnsucht nach Care-Arbeit und widerspreche damit meiner eigenen These, man müsse sich von den Fallen der Familienarbeit fernhalten, um die Emanzipation voranzutreiben.
Diese neue Lieblingstarte ist das Ergebnis einer Kettenreaktion: Vorgestern stand mein 22-jähriger Sohn, der knapp 600 Kilometer südlich von Hamburg lebt, spontan für einen Sleep-Over an der Tür, musste morgens sehr früh wieder los und nahm mein Frühstücksangebot gerne an. Und natürlich backte ich ihm einen Kaiserschmarrn, den vertilgte er als Kind schon fast jedes Wochenende, kaum vorstellbar, welche Mengen damals verputzt wurden.
Ich stand also morgens um 7 Uhr schon da mit sentimentalen Erinnerungen und einem angebrochenen Glas Apfelmus mit Mango und kämpfte mit einem irrationalem Abschiedsschmerz. Verarbeitete das Apfelmus in eine kleine Käsequarktorte mit Fruchtfüllung, die war zwar ganz lecker, überzeugte mich aber nicht mit einer perfekten Textur. Ich war nun aber schon mal so im Backmodus, dass ich endlich das Rhabarberrezept ausprobierte, welches mich seit Wochen via Instagram verfolgt. Puh, lange Einleitung, Danke für die Geduld!
160 g Weizen- oder Dinkelmehl
100 g Rohrohrzucker
1 Ei
120 g Butter
Salz
80 ml Sahne
3 Eier
1 EL Speisestärke
Vanillemark
1 EL Puderzucker
125 g gehackte Pistazienkerne
400 g möglichst gleichmäßige, eher schlanke Rhabarberstangen
Aus dem Mehl, 100 g weicher Butter, 1 Ei und 80 g Zucker mit 1 Prise Salz zügig mit den Händen einen Teig bereiten und diesen in eine 26 cm Springform kneten. Die gut gewaschenen Rhabarberstangen werden nicht geschält, damit sie beim Backen nicht verblassen, nur in ebenmäßige Trapeze geschnitten. Aus diesen puzzelt man dann das gewünschte Muster als Belag in die Form. Macht richtig Spaß, ist aber eine kleine Zen-Übung. Für den Guss die Sahne (3 EL aufbewahren) mit 2 Eiern, 2 EL Puderzucker, 2 EL Speisestärke und dem Vanillemark verquirlen. Über den Kuchen gießen und diesen für 10 Minuten backen bei 170 Grad Ober- und Unterhitze.
Währenddessen die Pistazienkerne leicht anrösten und mit 20 g Butter, 2 EL Zucker und 3 EL Sahne karamellisieren. Der Rand der Tarte wird nun mit dem Pistazienknusper verziert und kommt für weitere 15 Minuten in den Ofen.
Das Ergebnis: superlecker und wirklich schön, liebsten Dank an Milena, auf ihrem Blog www.hellrosagrau.de finden sich viele weitere hübsche Backideen!
Wie der Hamburger Verkehrswahnsinn mir ein kulinarisches Hobby bescherte
Über manche Sachen spreche ich nicht gerne. Ich habe zwar eine Meinung, und oft keine gute, aber da ich nicht in die Kommunalpolitik wechseln möchte, halte ich die Klappe. Wenn es um Hamburger Verkehrspolitik geht beispielsweise. Mein morgendlicher Radweg entlang der Elbe ist davon meistens unberührt und zu jeder Jahreszeit wunderbar. Besonders genieße ich natürlich, wenn ich, so ab Mitte April, Daunenjacke , Wollmütze und Handschuhe eintausche gegen Anorak und Frühlingsgefühle. Kirschblütenmeer am Fähranleger, Osterglockenwiesen an den Uferpromenaden – grandios. Und nun war plötzlich war ab Teufelsbrück der Uferweg versperrt, umständlich musste man auf die Elbchaussee weichen und dann zusehen, wie man überlebte. Also nahm ich fluchend den Umweg durch den Jenischpark, zwar schön, aber anstrengend ansteigend. Weitläufig und wunderhübsch, morgens vor allem angenehm leer bis auf ein paar Frauchen und Herrchen oder wie man das jetzt gendergerecht ausdrückt.. Hundebesitzende-chen vielleicht.
Kaum schlendern wir beim Fischhändler unseres Vertrauens vorbei, überlegen wir uns, welches Gericht wir schon immer mal ausprobieren wollten. Geschwind merken wir, dass wir für Experimente mehr Vorbereitung und das Studium mindestens eines Kochbuches brauchen – also kaufen wir zwei Doraden. Die gibt es eigentlich immer frisch, genau so wie sich der Rest der oben genannten Zutatenliste eigentlich immer im Vorrat befindet. Dieses Rezept ist keine große Sache – aber jedes Mal absolut lecker:
Zunächst bürsten wir die Kartoffeln und kochen sie mit Schale ca 15 Minuten in Salzwasser. In der Zwischenzeit waschen wir die Fische, salzen sie kräftig mit Meersalz und etwas Pfeffer und füllen sie mit einigen Zitronenscheiben, gerne auch mit frischen Kräutern, falls vorhanden (Petersilie & Koriander sind immer fein). Nun platzieren wir die Fische auf ein geöltes Backblech, arrangieren daneben die Kartoffeln, die wir nun mit einem Stampfer grob zerquetschen. Etwas Olivenöl, Meersalz und Rosmarin draufgeben und das Blech für 20-25 Minuten in den auf 180 Grad Thermogrill vorgeheizten Ofen schieben. Das Angrillen sorgt für leichten Crunch auf den Kartoffeln, genial!
Easy, oder? Dazu passt prima ein grüner Salat, Babyspinat oder Feld- oder Gurkensalat.
Wider den Corona-Blues … wir verreisen kurz am Esstisch nach Frankreich
vier junge Artischocken
16 Scampis
frische Petersilie – oder aus der TK-Packung
eine Knoblauchzehe
Zitronensaft
ein Schuß Pernod
Vor einigen Gemüsesorten hat man Respekt, dabei ist auch eine Premiere heute kein Hexenwerk mehr – Tutorials sei Dank! Habe ich Artischocken bislang dann und wann gekocht und mit einer lauwarmen Vinaigrette mit gehackten, harten Eiern serviert (délicieuse), konnte ich heute nicht widerstehen und habe auf dem Markt einige junge Exemplare der distelartigen Schönheit für eine Vorspeise zu einem Dinner erstanden.
Und weil das Experiment geglückt ist (es gibt Zeugen..), hier nun das Rezept zum Ausprobieren: Die Artischocken großzügig putzen, das heißt, den Stiel bis auf einen halben Zentimeter abschneiden, schälen und die äußeren harten Blätter abzupfen. Alles allzu Harte muss weg, dann schneidet man die Spitzen der verbliebenen Blätter ab. Das geht am besten … eigentlich ausschließlich.. mit einer Schere. Nun die Artischocken vierteln oder achteln, je nach Größe. die bereits geputzten Scampis kann man in Öl und Gewürzen marinieren, im heutigen Fall habe ich sie pur verarbeitet.
In einer großen Pfanne Olivenöl erhitzen, Knoblauchscheiben hinzufügen, die Artischocken anbraten, nach ca. 8 Minuten die Scampis hinzugeben, salzen und pfeffern. Gerne mit einem Schuß Pernod ablöschen, das sorgt geschmacklich für das „je ne sais quoi“, und einige Spritzer Zitronensaft dazugeben. Mit Zitronenzesten und frischer Petersilie anrichten. Dazu passt natürlich hervorragend ein petite Baguette und gekühltes Glas Sancerre.
Und schon geht´s gedanklich in die Provence – bon voyage!
Superschnell gemacht, lecker und mit dem gewissen Etwas: Gurke schälen, halbieren, mit einem kleinen Löffel entkernen und in dünne Scheibchen schneiden. Den geschälten Apfel in entsprechende Scheibchen schneiden. Salzen. Die restlichen Zutaten ( ohne den Koriander) verrühren und untermengen. Den Koriander dazugeben, evtl. Pfeffern. Passt hervorragend zu gegrilltem Fisch, ach, eigentlich zu allem!
Short Pasta (zum Beispiel Penne oder Rigatoni, ca 300 g)
Seit circa 15 Jahren habe ich keine Pasta Bolognese mehr gegessen, was aus mehreren Gründen ziemlich schade ist. Es gibt kaum ein allgemeingültigeres Soulfood, und der Duft einer Bolognese, die auf dem Herd blubbert, ist unübertrefflich köstlich. Und nun ist es Winter, überall preisen die Läden vegane Produkte unter dem Trend „Veganuary“ – außerdem steht da noch eine angebrochene Flasche guten Rotweins – übrig geblieben von einem Gast. Und da wir gerade Alkohol vermeiden, muss ein probates Mittel zur Resteverwertung her…
Am Kühlregal stehe ich vor der Entscheidung für eine fleischfreie Hack-Alternative. Eine nette neben mir stehende Lady rät mir ungefragt zu „Rügenwalder Hack vegan“, das sieht tatsächlich ganz appetitlich aus. Eigentlich sträube ich mich vor Produkten, die die fleischverarbeitende Industrie als tierleidfreie Alternative auf den Markt bringt, macht man doch hier den Bock zum Gärtner (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber das mir eigentlich sympathischere Produkt des Mitbewerbers sieht grauslich gräulich aus und wird von der Nachbarslady auch gleich als merkwürdig schmeckend bewertet. Ok, geben wir den Rügenwaldern eine Chance.
Draußen ist es verschneit und richtig kalt, ein warmes Abendessen muss her. Ein angebrochenes Terapak Kokosmilch und ein Blick in meinen Gemüsevorrat inspirieren mich zu dieser schnellen Suppe: gewürfelte Zwiebel in Kokosöl andünsten, geschälte und in Scheiben geschnittene Karotten dazugeben, kurz anrösten. Ich fand noch eine Pastinake, die durfte auch mit in den Topf, eigentlich passt jedes Wurzelgemüse, sollte noch eine übrige Kartoffel im Kühlschrank ihr Dasein fristen, willkommen im Club! Mit Gemüsebrühe auffüllen ( bei mir waren es ca 800 g Karotten und 600 ml Brühe) und ca 10 Minuten köcheln lassen. Die Orange filetieren und dazugeben, eventuell salzen und mit einem Mini-Schuß Sojasoße würzen. Mit dem Pürierstab eine sämige Suppe rühren und die Kokosmilch dazugeben (in meiner Mischung waren es ca 150 ml). In einer Bowl anrichten, mit etwas Chili-Meersalz, Kokosraspel und Pinienkernen garnieren und genießen.
Fit in den Wintermorgen in 8 Minuten … dieses warme Frühstück gibt richtig viel Energie. Einfach eine Birne in kleine Würfel schneiden und eine Handvoll Pinienkerne mit einem winzigen Klecks Kokosfett in der Pfanne rösten. Nebenbei eine halbe Tasse Hafermilch erhitzen und eine Handvoll Haferflocken oder Porridgemischung ( Frühstücksbrei von dm ist auch fein) damit aufquellen. Mit Zimt würzen, ein paar Tropfen Zitrone dazu… alles in einer Bowl anrichten, fertig!
Neueste Kommentare